Konjunkturanalysen

Handelspolitische Unsicherheit trübt Ausblick der Industrie

Branchenbericht Industrie Q2 2025

15. Mai 2025

Der Abwärtstrend in der Ostschweizer Industrie scheint vorerst gestoppt. Erstmals seit dem vergangenen August wird die Geschäftslage nicht mehr als negativ eingeschätzt.

Die Unternehmen berichten von wieder leicht anziehenden Bestellungseingängen. Der Bestand an Auslandsaufträgen wurde zuletzt etwas positiver eingeschätzt.

Auch die Auslastung der Produktionskapazitäten stieg erstmals seit zwei Jahren wieder leicht an – wenn auch ausgehend von tiefem Niveau.

Just in diese Phase mit wieder schwach anziehender Industriekonjunktur fielen nun aber die handelspolitischen Turbulenzen, ausgelöst durch die erratische US-Zollpolitik. Das erhöhte Zollniveau sowie die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar verteuern die Direktexporte in die USA.

Hinzu kommt eine hohe Unsicherheit. Den Industrieunternehmen fiel es zuletzt im ersten Corona-Jahr ähnlich schwer, die zukünftige Entwicklung der Geschäftslage vorauszusagen. Zwei Drittel der Industrieunternehmen berichten zudem von einer Unsicherheit, die grösser ist als üblich.

Diese Unsicherheit führt dazu, dass Unternehmen Investitionen aufschieben. Die stark auf Investitionsgüter ausgerichtete Ostschweizer Exportindustrie spürt diese Zurückhaltung besonders. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Zulieferindustrie aus.

Entsprechend eingetrübt fällt der Ausblick aus. Die Zuversicht auf steigende Bestellungseingänge ist weitgehend verflogen. Auch weitere Vorlaufindikatoren wie die erwartete Entwicklung von Geschäftslage, Produktion und Vorprodukteinkauf zeigen sich wieder verschlechtert.

Die derzeitigen Unsicherheiten führen dazu, dass die Unternehmen wieder verstärkt von personellen Überkapazitäten berichten. Jedes vierte Ostschweizer Industrieunternehmen schätzt derzeit die Beschäftigtenzahl als zu hoch ein. In der Folge plant die Mehrheit der befragten Unternehmen, ihren Personalbestand tendenziell zu reduzieren.